NRO / NGOs

Jeder hat schon einmal von Greenpeace, WWF, Ärzte ohne Grenzen oder Brot für die Welt gehört. Diese Organisationen haben nicht nur gemeinsam, dass sie sich für das Gemeinwohl einsetzen, sie sind auch allesamt NGOs (Non Governmental Organisation), oder auf deutsch: NROs (Nichtregierungsorganisationen). Die Liste bekannter internationaler Akteure der Zivilgesellschaft ist lang. Aber was genau ist eine NGO? Seit wann gibt es diese und wie kannst du dich selbst in einer NGO engagieren?

Autor*in RESET , 08.12.10

NGO – eine allgemeine Definition

Es gibt viele Begriffe, die synonym verwendet werden: zivilgesellschaftliche Organisation, dritter Sektor oder Graswurzel-Organisation. Alle meinen mehr oder weniger das selbe: Nichtstaatliche Organisation. Wie der Name schon verrät, handelt es sich um Organisationen, die unabhängig vom Staat und der Regierung agieren. Im allgemeinen setzt sich eine NGO für das Gemeinwohl ein – für Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit, Gesundheit, Umwelt und Natur, Rechte für Frauen, Ernährung usw. Sie können international, national und auch lokal tätig sein. Wichtig ist, dass sie keine finanziellen Interessen verfolgen und nicht gewinnorientiert handeln. NGOs werden auch dazu genutzt, um inoffiziell Einfluss auf die Politik und die öffentliche Meinung in anderen Ländern zu nehmen. Nichtstaatliche Organisationen, die weltweit aktiv sind, werden als Internationale Nichtregierungsorganisationen bezeichnet.

NGOs gibt es schon seit 200 Jahren

Schon gegen Ende des 18 Jahrhunderts haben sich Menschen zusammengeschlossen und organisiert, um gegen soziale und humanitäre Missstände tätig zu werden. Politische, soziale und wirtschaftliche Veränderungen führten oft zu verstärktem gesellschaftlichen Engagement und der Bildung von nationalen und internationalen Organisationen, von denen heute immer noch einige bestehen und damit älter sind als so mancher Staat. Kirchen, Orden und weltumspannende Handelshäuser zählen dazu. Eine der ersten Menschenrechtsorganisation wurde 1823 in Großbritannien gegründet – die Foreign Anti-Slavery Society (Anti-Sklaverei-Gesellschaft). Das Rote Kreuz als humanitäre Organisation gibt es schon sein 1863.

Der Begriff NGO taucht zum ersten mal in der UN-Charta – der Verfassung der Vereinten Nationen – im Artikel 71 auf. Er bezieht sich auf Organisationen, die weder staatlich noch gewinnorientiert agieren. Regierungsvertreter sind von NGOs ausgeschlossen. Laut diesem Artikel haben internationale NGOs einen Konsultativstatus im Wirtschafts- und Sozialrat der UNO (ECOSOC). Um aber einen Konsultativstatus zu erreichen, müssen Nichtregierungsorganisationen bestimmte Kriterien erfüllen, die in der ECOSOC-Resolution 1996/31 festgelegt sind. Darin steht zum Beispiel, dass die Ziele der NGO nicht der Idee der UN-Charta widersprechen dürfen.

Seit 1948 ist die Zahl der NGOs mit Konsultativstatus stetig gestiegen. Aus den Anfangs 40 NGOs sind bis zum Jahr 2010 3382 NGOs mit Konsultativstatus geworden. Die Zahl der NGOs, die keinen solchen Status haben, ist noch viel höher – wobei es viel mehr national agierende Organisationen gibt als internationale NGOs. In Indien gibt es mehr Nichtregierungsorganisationen als Schulen oder Krankenhäuser. 2009 wurden 3,3 Millionen NGOs geschätzt – eine NGO für etwa 400 Inder.

Verschiedene Kriterien zur Anerkennung

Internationale Organisationen, wie die UNO, UNESCO, Europarat oder die EU-Kommission, erkennen nichtstaatliche Organisationen nur an, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen: sie müssen sowohl von BürgerInnen mit gleichen Interessen und gemeinsamen Zielen gegründet worden als auch demokratisch strukturiert sein; dementsprechend müssen ihre Vorstände gewählt werden. Außerdem darf ihre wirtschaftliche Tätigkeit, die zur Erreichung der Vereinsziele nötig ist, nicht gewinnorientiert sein.

Die Union of International Associations (UIA) gibt schon seit Jahrzehnten das Yearbook of International Organizations heraus, welche empirische und statistische Daten zu allen anerkannten international tätigen nichtstaatlichen Organisationen beinhaltet. Das Buch stellt somit eine zentrale Quelle für weitere Studien dar. Die Kriterien der UIA sind etwas enger als bei der UNO gefasst. Internationale NGOs müssen auf private Initiative gegründet worden sein, unabhängig – vor allem von staatlicher Einflussnahme – sein, eine internationale Mitgliedschaft vorweisen, ihre finanziellen Mittel aus mindestens drei Ländern beziehen, in mindestens drei Staaten tätig sein, über einen Wahlmechanismus für das Leistungsgremium verfügen sowie einen Hauptsitz und einen festen Mitarbeiterstab nachweisen.

Ein Begriff – viele Meinungen

Bis heute gibt es immer noch keine einheitliche für alle geltende Definition des Begriffes NGO. Dass es schwierig ist und bisherige Definitionsversuche nicht explizit genug sind, hat der Politikwissenschaftler und Bürgerrechtler Professor Roland Roth in seinen Essay NGOs und transnationale soziale Bewegungen als Akteure für eine „Weltzivilgesellschaft“ dargestellt. Der Autor stellt NGOs als Akteure einer globalen Weltzivilgesellschaft vor, diskutiert verschiedene Konzepte von NGOs und erörtert Debatten, die darüber geführt werden.

Um NGOs als Akteure einer Weltkultur zu definieren, müssen verschiedene Perspektiven berücksichtigt werden: Wo sind NGOs tätig? Lokal, Regional oder international? Sind die Organisationen, die nicht der UN-Charta entsprechen, etwa keine NGOs? Diese Frage stellt sich, weil es kein international-festgelegtes Normen- und Wertesystem für NGOs gibt. Roth stellt auch fest, dass sich auch die wissenschaftliche Literatur uneinig über den Unterschied – sofern es einen gibt – zwischen sozialen Bewegungen und NGOs ist.

Eine Sichtweise ist, dass NGOs eine Ausdrucksform sozialer Bewegungen sind. Außerdem können NGOs als Ergebnisse und Protagonisten von Globalisierungsprozessen betrachtet werden, da sich NGOs für das Allgemeinwohl und gegen globale Probleme (Hunger, Armut, Gleichberechtigung, Umweltzerstörung) einsetzen. Es ist zudem ein Zusammenhang feststellbar zwischen Globalisierung und steigender Zahl von international aktiven NGOs. Die Welt vernetzt sich immer mehr und es treten neue und alte Probleme zu Tage, die auf globaler Ebene von einem Netzwerk von verschiedenen Organisationen bearbeitet werden müssen.

Hier kannst du den ganzen Artikel NGOs und transnationale soziale Bewegungen als Akteure für eine „Weltzivilgesellschaft“ von Roland Roth nachlesen.

Von nichts kommt nichts

Nichtregierungsorganisationen finanzieren sich meist durch Beiträge der Mitglieder und Spenden. Größere NGOs können Jahresbudgets von mehreren Millionen Euro aufweisen. Greenpeace beispielsweise hat 2010 eine Summe von 226 Millionen Euro von seinen Unterstützern weltweit bekommen. Mit diesen Geldern werden Kampagnen und Projekte finanziert, aber auch die Mitarbeiter. Firmen- oder Regierungsspenden nimmt z.B. Greenpeace prinzipiell nicht an. Jahrbuch 2010 Greenpeace (englisch)

Andere NGOs werden auch aus staatlichen Mitteln gefördert – Oxfam erhält Zuschüsse von verschiedenen Institutionen, wie zum Beispiel von der EU, UN und verschiedenen Regierungen unterschiedlicher Länder. Oxfams Jahresbudget für 2010/2011 betrug insgesamt 159 Millionen Euro. Oxfam Anual Report 2010/2011

Alle NGOs sind auf Spenden der Bürger angewiesen, um ihre Ziele zu erreichen und Projekte umzusetzen, die das Gemeinwohl verbessern. Mehr Informationen zu den Projekten, die du bei RESET unterstützen kannst: Spendenprojekte

Quellen und Links

Autorin: Hanadi Siering/ RESET-Redaktion (2010)

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Spenden – aber richtig!

Spenden – eine feine Sache, wenn Menschen mit unserem Geld nachhaltig geholfen und unsere Umwelt bewahrt wird. Aber bei Tausenden von Hilfsorganisationen – von der Graswurzel-Initiative bis zur großen Organisation mit Renommee und Siegel – stellt sich die Frage: Wie soll man sich im Spendendschungel orientieren?