RESET testet Organic Glamour – Die Aromen sind frei!

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Organic Glamour und das RESET-Team auf einen Blick.

Auch RESET hat die weihnachtliche Eventfreudigkeit ausgekostet - im wahrsten Sinne des Wortes. Bei uns stand dieses Jahr das Essen im Mittelpunkt: Telse Bus brachte zusammen mit Richard Uschold die "Organic Glamour Collection" in unsere bescheidenen Räume - zur Freude aller Sinne!

Autor*in Sarah-Indra Jungblut, 20.12.11

Auch RESET hat die weihnachtliche Eventfreudigkeit ausgekostet – im wahrsten Sinne des Wortes. Bei uns stand dieses Jahr das Essen im Mittelpunkt: Telse Bus brachte zusammen mit Richard Uschold die „Organic Glamour Collection“ in unsere bescheidenen Räume – zur Freude aller Sinne!

Wir haben gesehen, geschmeckt, gefühlt – und auch viel geredet über das Essen, das in Schälchen und Döschen, auf Platten, Tellern und in Gläsern zwischen und um uns angerichtet wurde. Es gab Gemüse in all seinen Formen und Farben, wild miteinander kombiniert. Das Fleisch? Nun ja, das durfte endlich auch mal nur Beilage sein.

Ein „Organic Glamour-Dinner“ (OGC) besteht aus mindestens 15 verschiedene Modulen; von OGC glasplates über einen modularen Hauptgang bis hin zu dem „share a cake-Dessert“. Bei der Organic Glamour Collection  geht es um das Produkt, den Geschmack und das Tischritual. Das liegt vor allem daran, dass Telse Bus Konzepterin und Künstlerin ist, mit Foodstylisten und anderen Künstlern arbeitet und Essen als Kultur und nicht als reine Hungerbefriedigung versteht.

„Das Auge ist lauter als die Zunge“ – Ein Gespräch mit Telse Bus

Telse Bus kann Aromen sehen, für sie haben die auch Farben. „Ich reagiere eher optisch auf Lebensmittel, oft passen Farben nicht und dann stimmt der Geschmack auch nicht.“ So ist das Essen auch sehr strukturell aufgebaut, jedes Gericht wird skulptural betrachtet, der ganze Aufbau ähnelt eher einem Lego-Kasten, so Telse.

Und was heißt eigentlich „organic“?  An erster Stelle geht es da um die Reduktion von Fleisch und den Verzicht auf Massentierhaltung. „Ich hab nichts gegen tote Tiere, der Tot ist ja Teil des Lebens, ich habe nur was gegen Massentierhaltung.“ Ihre Idee fing mit dem Buch von Jonathan Safran Foer an, ‚Eating animals‘. Ein Buch, das Telse inspiriert hat. „Er bricht das so runter: Wir leben in einer digitalen Welt und ernähren uns nach der Ernährungsphiosophie des 2. Weltkriegs.

New thinking, New eating

Bei Organic Glamour geht es um new thinking, new eating: „Wir sind so was von digital, eigentlich so spirituell und vernetzt denkend, aber in Bezug auf Essen manchmal so dumpf und doof im Sinne von ‚mir doch egal wie die Viecher sterben‘. Mir geht’s um eine Balance. Es sind Aromen, die befriedigen – und nicht das Fleisch. Die Aromen sind frei, sie sind nicht an Fleisch gebunden„. Telse und Richard möchten zeigen, was Gemüse kann, wenn es vor allem nach sich schmecken darf und wilde Verbindungen mit anderen Aromen eingeht. Und: „Ich freue mich wenn man Essen wahrnimmt, ich freue mich, wenn jemand nichts vermisst.

Wie entstehen die Gerichte für OGC? „Wir sind keine Gastronomen und uns geht es nicht um das Dienstleisten und Versorgen. Die Gerichte entstehen im Pingpong mit meinen Köchen.“ Richard zum Beispiel ist Food-Stylist und bringt ein anderes Wesen mit. Die Liebe zu Details, die Bedeutung der Farben und Formen verbindet die beiden. Telse Bus überlegt sich eine kulinarische Inszenierung, ein visuelles und soziales Konzept, und Richard setzt das so um, dass auch der Geschmack stimmt.

Mir geht´s nicht um den perfekten Geschmack, das schmecken überlasse ich den Köchen. Mir geht´s eher um das Rituelle und die Geschichten, die sich ums Essen spinnen und die sich dann weitererzählen. Beim Organic Glamour entstehen andere soziale Skulpturen als bekäme jeder seinen eigenen Teller.“ Diese Art Teller haben auch einen Namen bei Bus: „eitle Teller“, wie sie sie nennt. Und meint damit vor allem aufwändig arrangierte Teller, die mehr dazu da sind, die Kochkünste einer Person zu beweisen. Der Teller als trojanisches Pferd, bei dem alles perfekt aussieht und nichts perfekt ist – Fleisch muss drauf, wenn nötig aus Massentierhaltung, und günstig muss das Ganze sein. Über diese Teller sitzt dann auch jeder krumm gebückt und für sich allein. Telse will Gemeinschaft, Kommunikation und Lust am Essen, nicht nur Sättigung.

Ihre Konzeption des Essens stellt auch die Weichen für andere Aspekte: „Wenn du mit so wenig Materialien arbeitest, kannst du Bioprodukte verwenden, ohne dass es unbezahlbar wäre und der Mensch verdient mehr als die wahren Kosten. Ich finde es gut, wenn die Leute von meinen Jobs leben können.

Fleischesser zelebrieren Gemüsepürees? Organic Glamour macht´s möglich!

Aber wie kommt eine Künstlerin zum Essen? „Das frage ich mich auch. Ich habe es schon immer gemacht.“ Nicht als Köchin, wie gesagt. Sondern als Konzepterin, Beraterin, Gedankenmacherin. Sie verkauft Inszenierungen und Events. Und ja, auch Leckerbissen, die aber auch Lehrstücke oder „Mind-opener“ sind.

Nur in den ersten Jahren ihres Wirkens hatte die Essens-Künstlerin eine feste Adresse – den mittlerweile schon legendären „Kochsalon“ auf St. Pauli in Hamburg. In der ehemaligen Imbissbude, die Bus 1998 übernahm, standen die Köche mitten im Raum, es gab Lotterien, Wettkämpfe und schillernd bunte Themenabende. Der rote Faden der umtriebigen Telse Bus ist das Essen. Nicht das Magen-füllen-müssen als Verpflichtung unserem Körper gegenüber, sondern Essen als sinnliches, wildes Happening, als Fest der Aromen und Farben und Formen und als gemeinschaftliches Erlebnis und Experiment.

Beschwerden gab es bisher keine: „Egal wo wir waren, alle fanden es toll, keiner hat gemeckert.

Na dann, bitte weitermachen! RESET bedankt sich bei Telse Bus und ihrem wundervollen Team Esther Harrison, Richard Uschold und Bronson Hankins für das großartige Abendessen und freut sich auf weitere Kooperationen!

Infos und Kontakt zum Organic Glamour: telsebus.com

Das Gepräch führten Indra Jungblut und Daniel Hires. Text: Indra Jungblut.

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