„Fairphone“ – das erste faire Smartphone

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Garantiert frei von Ausbeutung, Umweltsünden und Kriegstreiberei: die gemeinnützige "Waag Society" bastelt in den Niederlanden an dem ersten fairen Smartphone der Welt.

Autor*in Sarah-Indra Jungblut, 13.11.12

Und es geht doch! Sie wollen sich nicht auf der Argumentation ausruhen, dass bei der  Ressourcenbeschaffung für IT-Geräte die Komplexität des Marktes kaum durchdrungen werden kann und wie die Big Player auf dem Markt weiter nichts tun. Anstatt Produkte anzubieten, deren Rohstoffe aus ausbeuterischen Verhältnissen stammen und deren Abbau großen Schaden bei Mensch und Natur anrichtet, möchte das Team von „Fairphone“ Schritt für Schritt ein 100% faires Smartphone entwickeln. „Technologisch bietet unser Gerät nichts Neues. Wir beschäftigen uns mit dem Herstellungsprozess an sich. Das ist unsere Innovation“, sagen die beiden Entwickler Bas van Abel und Miquel Ballester Salva.

Baustellen auf dem Weg zu einem fairen Telefon gibt es viele: angefangen bei den schlechten Produktionsbedingungen, wie spätestens seit der Suizidwelle 2010 bei dem taiwanesischen Zulieferer Foxconn bekannt wurde, bis hin zur Gewinnung der Metalle. Die etwa 30 benötigten Metalle wie Gold, Zinn, Kupfer und Kobalt stammen größtenteils aus Afrika, vor allem aus dem Kongo. In den Mienen arbeiten viele Kinder und Jugendliche, Luft, Böden und Gewässer sind so stark durch Giftstoffe belastet, so dass die gesamte Region leidet. Mehr dazu findet du auch in dem Artikel Der Fluch natürlicher Ressource – Trotz Rohstoffreichtum bettelarm. „Ein 100% faires Smartphone herzustellen ist derzeit unmöglich“, räumen die Abel und Salva ein. „Aber wir können Transparenz schaffen und neue Allianzen schmieden.“ Die Entwicklung des Geräts bedeutet var allem eins: alternativen finden. Kürzlich hat das Team eine Recherche-Reise nach Katanga unternommen, der südlichsten Provinz im Kongo. Das Video findest Du bei Vimeo.

Im Juni 2013 soll das Fairphone erstmal auf einer Crowdfunding-Seite präsentiert werden, Interessierte können so im Vorfeld die Produktion des Telefons finanzieren. Im Herbst sollen – wenn alles gut geht – die ersten 10.000 Geräte geliefert werden. Die taz berichtet ausführlich.

Das Fairphone wäre für mich zum ersten Mal ein Argument für ein Smartphone!

Mehr Infos zum Projekt findest Du auf der Seite fairphone.com

 

MARKIERT MIT
Der Fluch natürlicher Ressourcen: Trotz Rohstoffreichtum bettelarm

Die Demokratische Republik Kongo, Nigeria, Sierra Leone, Liberia, Angola, der Tschad. Länder, die über große Rohstoffvorkommen verfügen, aber weit davon entfernt sind, Armut und Hunger im eigenen Land zu überwinden. Der Reichtum an Öl, Kupfer oder Edelsteinen könnte eine Quelle für Entwicklung sein. Statt Wohlstand grassieren in diesen Ländern in der Realität jedoch Krieg und Gewalt. Der Reichtum wird zum Fluch. Keine zufällige Erscheinung.