Das Video ist in den letzten Tagen bei Facebook, Twitter & Co. kursiert: Der Börsenhändler Aliesso Rastani wurde von der BBC interviewt und ließ dabei kein Klischee aus, das Bankern so oft nachgesagt wird. Der Absturz der Eurozone: unvermeidlich, aber auch dort kann man noch etwas herausschlagen: „Wer jetzt das große Geld machen will, für den wird in dieser Krise ein Traum wahr“. Einen Soziopathen nannte ihn daraufhin das Magazin Gawker.
Bei seinen Aussagen war am Ende auch die Moderatorin leicht düpiert. Die Highlights:
„Ich persönlich habe von diesem Moment seit drei Jahren geträumt. Wenn ich abends ins Bett gehe, träume ich von der nächsten Rezession.“ Oder: „Nicht die Regierungen, Goldman Sachs regiert die Welt“
So kam über Twitter, Reuters und Forbes die Spekulation auf, dass er ein Mitglied der Yes Men ist – also jener Aktivistentruppe, die es mit Hacking auf der Medienklaviatur schon so oft in die Nachrichten gebracht hat. Zuzutrauen wären es ihnen – haben sie es in den letzten Jahren doch immer wieder geschafft, ihre „Experten“ vor die Kameras zu schmuggeln oder Erklärungen zu lancieren, in denen vermeintliche Funktionsträger eine Spur zu offen erklärten, wie wenig sie die Folgen ihres Tuns interessieren.
Letztes Jahr kamen die Yes Men einer Greenwashing-Kampagne des Ölkonzerns Chevron mit einer eigenen Fake-Kampagne sogar noch zuvor und stifteten damit doppelte Verwirrung. Und ein wenig Ähnlichkeit mit einem der Yes-Men-Aktivisten hat Aliesso Rastani ja – mit Andy Bichlbaum, der bei der BBC schon einmal als Dow-Chemical-Sprecher auftrat und Entschädigungen für die Opfer des Bhopalunglücks ankündigte. Obwohl Rastani genau besehen doch ein paar Jahre jünger aussieht.
Die BBC hat jedenfalls gestern ein Statement veröffentlicht: Trotz weiterer Untersuchungen habe man keine Hinweise auf einen Hoax. Und auch Rastani hat das im Interview mit Forbes ebenso wie die Yes Men mittlerweile dementiert. Doch auch wenn die Yes Men es nicht gewesen sein sollten: Die Lektion aus der Verwirrung um das Video ist wieder ganz in ihrem Sinn. Im Yes-Men-Statement heißt es:
„Trotz verbreiteten Spekulationen ist er kein Yes Man. Er ist ein echter Händler, der aus dem einen oder anderen Grund ehrlicher als üblich ist. (…) Der Ansatz von Rastani war in den letzen Jahren Mainstream. Wir sollten ihm danken, dass er dem ganzen gestern ein menschliches Gesicht gab.“
Hier das Interview: