Produkt-Recycling kontra Wegwerfgesellschaft

Industriezeitalter, Computerzeitalter, Informationszeitalter, all diese Namen wurden unserer Zeit schon gegeben; am treffendsten dürfte aber "Wegwerfgesellschaft" sein. Viele Waren kosten heute kaum mehr etwas. Computer, Telefone, Fernseher: hochkomplexe Gebilde aus verschiedensten Materialien, für wenig Geld erworben und nur für kürzeste Zeit in Nutzung, bis ein neueres Modell angesagt ist. Geht es vielleicht auch anders?

Autor*in Jenny Louise Becker, 10.02.08

Abfälle vermeiden und Rohstoffe recyceln!

Früher fehlte die Technik, um die Rohstoffe kostengünstig zu fördern, so dass die Produkte teuer waren und man entsprechend pfleglich mit ihnen umging. Möbel wurden für Jahrzehnte gebaut und nicht für Jahre, das Geschirr wurde weitervererbt und nicht nach dem Essen entsorgt, die Mode prägte Epochen und nicht nur einen Sommer. Heutzutage jedoch scheinen die Waren nichts mehr zu kosten. Einen Computer, ein eigentlich hochkomplexes Gebilde aus verschiedenen oft sehr teuren Metallen und Halbleitern, kann man heute schon für wenige hundert Euro erwerben. Die Verpackung unserer Nahrungsmittel ist so billig, dass wir die vielen Tüten und Dosen, in denen sie geliefert werden, kaum noch wahrnehmen. Es kostet kaum etwas, die Rohstoffe der Erde zu entreißen, und mehr bezahlen wir für sie ja nicht.

Anders sähe die Situation natürlich aus, wenn wir die wirklichen Kosten der Rohstoffe nach dem Nachhaltigkeitsprinzip bezahlen müssten. Niemand käme dann mehr auf die Idee, uns im Supermarkt eine Plastiktüte zu schenken, damit wir unsere Einkäufe nach Hause tragen können, oder Äpfel und Birnen in Plastik einzupacken. Wir wären gezwungen, Behälter und Taschen mitzunehmen, so wie dies vor einigen Jahrzehnten noch der Fall war. In London und Austin (Texas) gibt es mittlerweile Läden, die genau das umsetzen: der Kunde bringt seine Behälter selbst mit, um die offenen Lebensmittel und andere Produkte nach Hause befördern zu können. Lies dazu den Artikel Vergiss Recycling – Mach mit beim Precycling. Aber auch in Berlin heißt es seit 2014: „Original Unverpackt einkaufen nun möglich„!

Wichtig ist es daher, Abfälle zu vermeiden und die wertvollen Rohstoffe zu recyceln. Da bei den meisten Produkten ein 100%iges Recycling nicht möglich ist, kommen wir nicht drumherum, den Ressourceneinsatz zu reduzieren. Eine möglichst hohe Recyclingquote hilft jedoch, die Kosten für die Ressourcen zu reduzieren und damit den heutigen Lebensstandard besser zu halten. Das Nachhaltigkeitsprinzip erzwingt eine umweltfreundliche Produktion, die zum einen auf der Reduzierung und zum anderen auf der Wiederverwertung von Rohstoffen basiert. Dafür müssen die Produkte jedoch auch so hergestellt werden, dass ihre Bestandteile leicht wiederverwertet werden können. Ein interessantes Prinzip hierfür ist Cradle to Cradle: Cradle to Cradle – Recycling rund gemacht.

Was gehört wohin?

Auf jeden Fall gehören wirklich kaputte Elektrogeräte vom Staubsauger über den Elektro-Rasierer bis zum Flachbildschirm in die örtlichen Recycling-Höfe -> AUF GAR KEINEN FALL IN DIE RESTMÜLLTONNE!!! Elektronischer Abfall im Restmüll erhöht das Risiko von Emissionen für die Umwelt ganz erheblich und ist seit 2006 in Deutschland gesetzlich verboten. Mehr dazu findest Du in dem Artikel Elektroschrott – Zu wertvoll für die Tonne.

Und andere Produkte? Mobiltelefone können an entsprechenden Stellen zurückgegeben werden, Energiesparlampen gehören in den Sondermüll, abgelegte Kleidung ist eine sinnvolle Spende an Stadtmissionen und Wohltätigkeitsorganistionen – und den Müll zu trennen macht auf jeden Fall Sinn, auch wenn das System stellenweise noch etwas verbesserungsbedürftig ist!

Leihen, reparieren, gebraucht kaufen – Clevere Alternativen zum Neukauf

Rund 20 Milliarden Euro liegen in Form von ungenutzten Gegenständen auf Deutschlands Dachböden. Und nicht wenige Neuanschaffungen kommen schon nach nur kurzer Nutzung aufs Abstellgleis. Statt eines Neukaufs sind Reparaturen, Leihen oder ein Gebrauchtkauf oft preiswerter und ökologischer. „Qualität hat ihren Preis, doch das heißt nicht zwangsläufig, dass nur die neuesten Handys am besten sind oder dass der Winterspaß nur mit dem eigenen Snowboard möglich ist“, betont Susanne Moosmann, Referentin der Verbraucher Initiative.

So spart etwa in Sachen Mobilität leicht Zeit, Geld und Nerven, wer auf Carsharing, Mitfahrgelegenheiten oder bei Umzug und Transport auf Beiladungen setzt. Auch ein Gebrauchtkauf schont den Geldbeutel und kann eine sinnvolle Alternative zum Reparieren oder Leihen sein. Aus ökologischer Sicht ist klar: „Wer gebraucht kauft, trägt dazu bei, dass weniger neue Güter produziert werden. So werden Ressourcen geschont, Transportwege verringert und auch bei der Entsorgung wird der Aufwand geringer“, fasst Susanne Moosmann zusammen. Auf oeko-fair.de gibt die Verbraucher Initiative praktische Beispiele und nützliche Anregungen. Eine große Sammlung von Seiten rund um das Thema Tauschen, Mitfahren, Mitarbeiten und Mitessen findet ihr in unserem Artikel Meins ist Deins – Tauschen macht glücklich.

Sharing is Caring – liegt die Zukunft im kollektiven Konsum?

Was haben Car-Sharing, Kleidertauschringe und Couchsurfing gemeinsam? Richtig, hier werden Dinge geteilt und gemeinschaftlich genutzt. Laut dem Time Magazin ist der geteilte Konsum eine der zehn großen Ideen, die die Welt verändern. Aber was genau steckt eigentlich hinter den Begriffen Sharing, geteilter Konsum oder auch Collaborative Consumption?

Meins ist Deins – Teilen macht glücklich!

Geteilte Autos, getauschte Kleider und Wohnungen, geliehene Werkzeuge - die Möglichkeiten des kollektiven Konsums sind vielfältig und werden von Millionen Menschen weltweit genutzt - Tendenz steigend. Hier findest du Tipps für Einsteiger und Fortgeschrittene.

Abfall trennen

Es ist nicht immer ganz leicht zu entscheiden, wo denn jetzt welcher Abfall hinkommt. In die blaue, braune, gelbe, grüne oder dann doch in die schwarze Tonne? Klar ist, Abfalltrennung ist Ressourcen- und Klimaschutz. So wird bspw. zum Einschmelzen von Altglas oder zum Altpapierrecycling weitaus weniger Energie benötig als zur Herstellung von Glas oder Papier aus „neuen“ Rohstoffen.